Aus dem Film -Lieber Thomas- von 2021
Aus dem Film -Lieber Thomas- von 2021

 

Die politisch motivierten Aktivitäten der Kommune 1 könnten im weitesten Sinne auch an die Aktivitäten des damals 23jährigen und späteren Schriftstellers und Regisseurs Thomas Brasch erinnern. Er verteilte „[…]gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei[…]“ zusammen mit seiner damaligen Geliebten Bettina Wegner und anderen Aktivistinnen und Aktivisten Flugblätter „mit Parolen wie ‚Es lebe das rote Prag‘ oder, bitter treffend, ‚Stalin lebt‘“


„Brasch wird zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Wenig später profitieren er und seine Freunde von einer Amnestie.“ Danach arbeitete er als Fräser im Berliner Transformatorenwerk „K. Liebknecht“ in Berlin-Oberschöneweide (TRO).

 

Am 11. November 2021 lief der Film Lieber Thomas in den deutschen Kinos an. Ein Drama, inspiriert vom Leben des Thomas Brasch. Radikal und unangepasst — so wie Braschs Leben selbst.

Wenn man den Film schaut, fallen nicht nur die Szenen der Flugblatt-Aktion zum Prager Frühling auf, die vielleicht an die Kommune 1 denken lassen, sondern auch Szenen, die aus dem Leben Uwe Johnsons stammen könnten.

Diese eine zum Beispiel: Da sitzt Thomas Brasch, mit seinem Bruder und dessen neuer Freundin (ist hier Anetta Kahane gemeint?) zusammen mit einem West-Berliner-Verleger, etwas abseits auf einer Party in einem Nebenraum von Braschs Wohnung. Es geht um eine Veröffentlichung (Ist hier das Buch Vor den Vätern sterben die Söhne gemeint?) in der Bundesrepublik Deutschland. Der Verleger fragt aber dennoch etwas überraschend: „Was sagt Rostock?“ Bevor es zu einer Antwort kommen kann, eskaliert die Situation und Brasch springt auf und beschimpft die neue Freundin seines Bruders als IM. Er schmeißt sie raus und die Szene ist beendet, bevor die Rostock-Frage beantwortet werden konnte. (Später stellte sich tatsächlich heraus, dass Thomas Brasch und sein Bruder Klaus auf vergleichbaren Partys unter anderem von Anetta Kahane bespitzelt wurden; die Autorin reflektierte ihre IM-Tätigkeit in einem Buch.)

 

Auch Uwe Johnson hatte unter anderem auch in Rostock ein Manuskript (Ingrid Babendererde) eingereicht. An den Carl-Hinstorff-Verlag. Ende September 1957 kam das Skript zurück. „Der Kommentar bestand in einem eingelegten Zettel hinter der Seite 167 mit der Anmerkung, das Seufzen war zu hören: »Seite 168 fehlt«.“ Das sich Uwe Johnson auch als Lektor bei Hinstorff beworben hatte, geht aus einer Korrespondenz zwischen Peter E. Erichson und Johnson von 1956 bis 1957 hervor. Erichson lädt Johnson nach Rostock ein und Johnson bedauert das er einen möglichen Auftrag nur von Leipzig aus erledigen kann.