36 West 84th Street, New York N.Y. 10024 USA, Wohnhaus von Lotte Köhler, 70er Jahre
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Uwe Johnson schreibt am 13. Oktober 1971 an Walter Kempowski:  „[…] in New York habe ich einer Mecklenburgerin den Mund wässerig machen können nach Ihrem „Tadellöser & Wolff“, und da sie obendrein Professorin für Germanistik am dortigen City College ist, wäre es wohl freundlich und nützlich, wenn Sie ein Exemplar schicken könnten an die Adresse […] Am  besten wäre es, Sie könnten eine andere Form der Sendung wählen als die der gewöhnlichen Drucksache, da die im Dauerstreik leicht zu lange angehalten werden möchte. […]“

Am 18. Oktober 1971 antwortet Walter Kempowski: „[…] Ich werde das Buch sofort auf den Weg bringen, am Besten wohl per Luftpost, wenn ich das richtig sehe.[…]“

Adressatin ist Lotte Koehler. Sie wurde 1919 in Rostock geboren und wanderte 1955 in die USA aus. Im Winter 1955/56 lernte sie die deutsch jüdische Publizistin Hannah Ahrendt kennen und wurde zwischen 1989 und 2000 „trustee“ des Hannah Arendt Literary Trust und deren Nachlassverwalterin.

Weihnachten 1971 dankt sie Uwe Johnson brieflich für das Buch Walter Kempowskis und „[...] daß Sie es zu mir geleitet haben, von wo es nun weiter verzweigt wird.“

Zehn Jahre später, am 16. Januar, erhält Johnson einen Brief von Kempowski: „Ich bin im Feb./März in New York, wüßten Sie jemand, der sich über meinen Besuch freuen würde?“ Uwe Johnson antwortet daraufhin ein wenig verspätet: „[…] seien Sie bedankt für Ihren Brief vom 16. Januar. Die Antwort kommt verspätet, weil ich inzwischen da war, wohin Sie nun gleich abreisen. Zwar weiss ich jemanden, bei dem Sie einen Besuch versuchen könnten in New York. Dies ist Prof. Lotte Koehler […] Gleich anfangs wird Ihnen gefallen, dass sie spricht wie jemand, der ist bei Malchin aufgewachsen und zu Rostock in eine ganz führnehme Töchterschule ausgebildet. Von da aus müsse Sie weiter wehen. Immerhin, betrachten Sie sich als angekündigt. […]“

Am selben Tag schreibt Uwe Johnson an Lotte Koehler und umreißt Kempowskis Anliegen: „[...] Also habe ihm geraten, dich anzurufen; fast ohne Gewissensbisse, da man bei dir ja sich verlassen kann darauf, dass du allmählich genug Schriftsteller kennst.“

Lotte Koehler schreibt am 2. August 1981 daraufhin an Uwe Johnson: „Mit Walter Kempowski habe ich nur telefoniert, denn er war offensichtlich hier gar nicht so verloren wie er vor seinem Besuch vermutete, sondern immer beschäftigt. Ich hatte ihn und seinen Sohn ja schon bei seinem ersten Aufenthalt hier vor einigen Jahren, als er in der Columbia University las, kennengelernt. Daß ich seine Bücher ursprünglich überhaupt zu Gesicht bekommen habe, habe ich Deiner Vermittlung vor bald zehn Jahren zu verdanken.“

Seinem „Alkor. Tagebuch“ vertraute Kempowski 1989 an: „Uwe Johnson war dicke mit ihr [gemeint ist die Publizistin Magret Boveri]. Der hatte es überhaupt mit den älteren Damen. - In New York hat er mich mal weitergereicht. Die Dame dort hat aber schnell von mir abgelassen.“