Der tempel von Hilma af Klint nach einer Computervisualieserung zur Ausstellung Templet - En Hilma af Klint utställning, 2022
Der tempel von Hilma af Klint nach einer Computervisualieserung zur Ausstellung Templet - En Hilma af Klint utställning, 2022

 

„Ein Achteck erscheint auf dem Papier, ringförmig umschlossen von drei weiteren Mehrecken. Es ist ein Grundriss. „Versuch eines Gebäudes“ notiert af Klint daneben in Bleistift.“

Es ist eine von vielen ersten automatischen Zeichnungen im Dezember 1930. Af Klint steckt seit dem Herbst in einer Krise, aber ihre „geistigen Begleiter“ spüren das, „[…] als ob sie ein Empfinden dafür hätten, wie einsam die Aufgabe sein kann, die sie der Malerin gestellt haben, und wie schwer die Last wiegt, die auf ihren Schultern ruht.“

 

„Willst du einen Auftrag entgegennehmen durch Deine Freunde und Führer, die unsichtbar anwesend sind?“ Af Klint ist vorsichtig, früher hätte sie sofort ja gesagt. Diesmal nur, wenn der Auftrag der „geistigen Begleiter“ mit Rudolph Steiner (ihrem geistigen Führer) und seinen Ansichten in Verbindung stehe.

 

Wie sich die Malerin und ihre „geistigen Begleiter“ geeinigt haben, ist nicht mehr zu ermitteln, aber af Klints Aufzeichnungen mehren sich. Sowie dann zwischen Kreisen, Schnecken, Spiralen, Wellen, die rot gezeichnet durch Texte in schwarzer Tinte wirbeln, irgendwann die Zeichnung mit dem Grundriss entsteht.

 

Nach und nach in den Wochen darauf entstehen weitere Zeichnungen dazu. Af Klint präzisiert ihren „Versuch eines Gebäudes“ immer weiter. „Für die Spitze ist nun ein Leuchtturm vorgesehen, mit einer kreisrunden Basis, Eine „Spiraltreppe“, wie die Künstlerin schreibt, „führt hoch zum Observatorium, das den Tempelbau krönt, mit dem Blick in die Sterne. […] Durch den Tempel bewegt sich der Besucher in zwei Spiralen, die von der Erde bis zu den Sternen führen, zuerst in großen Schwüngen, wenn es durch die zylindrischen Bauten geht, dann in eng gewundenen kleinen Drehbewegungen, wenn die Wendeltreppe bestiegen wird, die in das Observatorium mündet, an der Spitze des Leuchtturms.“

 

Af Klint sah einen Garten vor, weitere Gebäude mit Studienräumen, eine große Bibliothek, wo sie auch ihre Serie „Die Zehn Größten“ aufhängen wollte, und ihr schwebte auch ein konkreter Ort für ihren Tempel vor: Die Insel Ven zwischen Dänemark und Schweden.