Am frühen Morgen, des 2. Mai 1923 kommt der Schriftsteller Ehm Welk im Hafen von New York an, „[…] die Metropole der Neuen Welt.“:
„Blasser Nebel lag rings umher. Langsam brannte die Sonne große rote Stellen hinein, die heller und heller wurden und endlich erkennen ließen, daß wir stillagen. Alle Passagiere waren an Deck, des größten Eindrucks der Reise gewärtig: Land! Gelber wurde der Nebel und dünner, Wasser war zu sehen und Schiffe. Dann riß nach einer Viertelstunde erregten Starrens, der Vorhang jäh auseinander, und aus den Fetzen schälten sich mit jeder Minute mehr die ersehnten Küsten Amerikas...!
Linker Hand die patinierte Freiheitsstatue, jene gewaltige erzene Phrase, die das ritterliche und freiheitsliebende Volk der Franzosen dem ritterlichen und freiheitsliebenden amerikanischen Volke geschenkt hatte. (Dies ist aus dem offiziellen Führer abgeschrieben.) Hoch reckte sich die Hand mit der Fackel. Im gleichen Blickfelde ragten Hunderte von qualmenden Fabrikschloten auf, und es war fesselnd zu sehen, wie die freiheitssuchenden Europamüden sofort die Göttin vergaßen und von Arbeit und Verdienst redeten. So übersahen sie auch die merkwürdigen Gebäude von Ellis Island, der Einwanderer-Insel, die mehr und besser als alle Forts die Einfahrt ins freie Amerika behüten. Auch die Göttin übersieht die Tränen-Insel zu ihren Füßen, da sie nach Göttinnenart den Blick ins Blaue richtet...“
Ehm Welk war „sechs Monate und vierzehn Tage im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. War diese Reise nach Amerika ein ernstlicher Versuch, Deutschland für immer den Rücken zu kehren? Welk hat darüber nie gesprochen.“ Enttäuscht war er aber dennoch. Dem Versprechen von Freiheit und Glück folgte Ernüchterung. „Den schöpferischen Mut, neu zu beginnen, und die berechtigte Hoffnung, Erfolg zu haben, hat wohl immer nur der, der alles verloren hat […].“, meinte Welk einmal.
Ein weiterer Begleitumstand war die Liebe zur Ehefrau seines Freundes Otto Hoffmeister. Nach dessen Tod, sieht er seine Liebe Agathe Lindner im März 1922 wieder. Welk traut sich nicht ihr zur gestehen, dass er sie gerne heiraten möchte, war der Freund doch erst ein Jahr verstorben. Außerdem schwebte die Angst, bei einer Offenbarung mit, dass eine Erwiderung ausbleiben könnte. Das war vermutlich nicht der ausschlaggebende Aspekt für seine Idee der Amerika-Reise, aber einer. Schon nach einer Woche schrieb er ihr, das es „eine verrückte Idee“ sei. Doch nun führte erst einmal kein Weg zurück.