Henri Matisse, Louis Vauxcelles und Guillaume Apollinaire, 1908
Henri Matisse, Louis Vauxcelles und Guillaume Apollinaire, 1908

 

Anfang September 1908 reichte Georges Braque neun Bilder beim Salon d’Automne in Paris ein. Alle neun wurden von der damaligen Jury, unter anderem auch von Henri Matisse, abgelehnt. In einem Gespräch darüber mit dem Kunstkritiker Louis Vauxcelles berichtete dieser: „Braque hat ein Bild eingereicht, das aus kleinen Kuben besteht […] Um sich besser verständlich zu machen, nahm er [Matisse] ein Stück Papier und zeichnete in drei Sekunden zwei aufsteigende, sich schneidende Linien, zwischen die kleine Würfel gesetzt werden, die das L’Estaque von Georges Braque darstellen sollten.“

Der Dichter Guillaume Apollinaire, der womöglich anwesend war, verbreitete daraufhin mehrmals diese Anekdote mit der Pointe, dass Matisse dabei den Begriff „petits cubes“ (kleine Würfel) gebraucht hätte und dass das die Geburtsstunde des Kubismus gewesen sei.

Zwei Jahre später, 1910, zeigte der Galerist Daniel-Henri Kahnweiler in seiner Galerie in der Rue Vignon 28 einige Bilder Braques. Die Ausstellung wurde von vielen Kritikern als „skandalös“ bezeichnet. Einer sprach verächtlich von den „Cubes“. Pablo Picasso, der niemals seine Arbeiten im Salon ausstellte, verdächtigte damals Braque, seine Ideen und Arbeiten, ohne seinen, Picassos, Namen anzugeben, verwertet und kopiert zu haben. Seiner Freundin Fernande Olivier vertraute er an, dass Braque ein großes Bild im kubistischen Stil wohl heimlich gemalt hätte, damit er es nicht mitbekomme.

Dessen ungeachtet begannen die beiden Künstler Ende 1908 einen anregenden Dialog. Braque sagte später: „Es dauerte nicht lange, und ich tauschte mich täglich mit Picasso aus; wir diskutierten und prüften die Ideen des anderen […] und verglichen unsere jeweiligen Arbeiten.“ Ihr Treffpunkt war das Restaurant Azon in Montmartre.